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Taugt das was? Daumen hoch, Daumen runter!

Sunday, July 02, 2006

Rundmails

„Neuigkeiten aus Prag“ – „Susi in Paris“, „Hallo von Malle“. Ich kann es nicht mehr hören! Tag für Tag wird mein Email-Postfach mit Rundmails aus allen Ecken und Enden der Welt überschwemmt.
Natürlich will ich wissen, wie es meinen Freundinnen und Freunden in der großen weiten Welt geht. Aber ich will nicht von Hinz und Kunz dermaßen zugespamt werden. Satte vier Seiten Lebensbericht aus Rom. Von irgendeiner entfernten Bekannten. Wenn da wenigstens was Spannendes drinstehen würde! Aber nein.
„Gestern hatten wir eine total geile Party im Apartment von Jim. Es waren auch drei Spanier da, zwei Französinnen, sogar zwei Japaner. Ne richtig geile Fiesta.“
Oder: „Von Toms Büro aus sehe ich nur Wolkenkratzer. Die gibt es hier oft.“
Manchmal klingt es auch so:
„Die Natur hier ist überwältigend schön. Total der Wahnsinn, alles ist grün. Im Regenwald gibt es ganz seltene Pflanzen. Es ist das einfache Leben hier, das so authentisch ist.“
Grundsätzlich ist alles „total toll“ und alle sind so begeistert, dass sie kaum Worte dafür finden. Und trotzdem schreiben sie.
Sehr beliebt ist es auch, einzelne Worte in der Landessprache zu ersetzen. Also: „Todo bien, unser casa ist total loco.“ Und „alle Leute hier sind absolutely crazy, wie Jill jetzt sagen würde.“
„Ciao“, „bye-bye“ und „Au revoir“ – Ende des Grauens.
Nebenbei bemerkt: Dann wird auch noch ausnahmslos das ganze Adressbuch angeklickt. So, damit auch jeder sehen kann, wen man alles kennt. Danke auch, dass meine Emailadresse einmal mehr um den Globus geschleudert wurde. Damit steigen meine Chancen auf vireninfizierte Emails mal wieder ungemein.

Aber nicht genug: Viele Emailschreiber schlagen auch noch per Anhang zu.
Nach drei Minuten Ladezeit öffnet mein Computer die angehängten Dokumente:
Bild eins: Paula am Strand. Bild zwei: Paula beim Cocktailtrinken. Bild drei: Paula und drei betrunkene Amerikaner, die ich noch nie in meinem Leben getroffen habe - und hoffentlich auch nie treffe. „We had a great time“, steht drunter.
Es reicht. Ich schreibe zurück. Ganze 14 Seiten:
„Das Wetter ist mies. Irgendwie schmeckt mein Kaffee komisch. Jetzt kommt Christian vom Fleischer zurück. Die Wäsche ist dann auch gleich fertig. Heute macht Anna eine Party. Oma muss ich noch anrufen. Am Montag habe ich ein Referat. Ich habe noch nichts dafür gemacht. Seit gestern habe ich Halsschmerzen, hoffentlich werde ich nicht krank...“

Verfasst: Januar 2005

1 Comments:

Anonymous Anonymous said...

tze tze, so negativ. Sind doch nur E-Mails.

Aber die Reaktion mit der E-Mail aus Balkonien ist genial.

Friday, July 07, 2006 3:51:00 AM  

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