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Taugt das was? Daumen hoch, Daumen runter!

Sunday, July 02, 2006

Google, mein Freund & Helfer

Google, das ist bekannt, ist schon lange zur der Suchmaschine Nummer eins avanciert.
Die schnellste Bahnverbindung nach München, ein zuverlässiges Mittel gegen Fußpilz, die besten Rezepte für Bechamel-Soße und die tschechischen Vokabeln für ein Mal Bier bestellen – zwei Klicks und Google spuckt brav alles aus, was er findet.
Zuverlässig navigiert Google verzweifelte Junggesellen auf der Suche nach einem leicht zu backenden Kuchen auf frag-mutti.de und weist zudem unaufdringlich in der Reklamespalte auf einen bundesweit operierenden Pizzaservice hin.
Oder: Man hat irgendwann, irgendwo mal irgendjemanden was von einem Jazzfestival im Baltikum erzählen hören. jazz + festival + baltic, und schon kann man die Tickets buchen.
Google, mein Freund und Helfer!
So wurde ich in letzter Zeit mit meinen Anfragen an Google forscher. Einen Gast zum Essen erwartend, stand ich eines Tages völlig uninspiriert vor dem offenen Kühlschrank. Ein, zwei, drei – schnell hatte ich die wenigen Lebensmittel, die noch zwischen leeren Marmeladengläsern darbten, bei Google eingegeben. Ein Klick, und mein Berater lotste mich zu einem entsprechenden Rezept. Stellt euch vor: Es hat geschmeckt!
Natürlich kann man sich auch selbst googeln. Hand aufs Herz – wer von euch hat das noch nicht gemacht?
Den eigenen Namen eingegeben und mit Herzklopfen die Menge der Treffer abgewartet?
Als ich neulich meinen Physiotherapeuten [eigentlich ist es mein Masseur, aber das klingt eindeutig zweideutig, finde ich] in die Kunst des Googelns einführte (auf der Bank liegend, Trockenübung also) vergingen ihm Hören und Sehen ob der Menge der Möglichkeiten, die Google offeriert.
Beim nächsten Termin erzählte er mir ganz enttäuscht, dass er mit seinem eigenen Namen lediglich einen Treffer gelandet hat: auf www.fussreflex.de. Das muss anders werden, haben wir beschlossen und einen Plan aufgestellt, wie er schnell millionenfach im Netz erwähnt wird.
Bis es soweit ist, googelt er seine Bekannten.
Denn - DAS MUSS ABER UNTER UNS BLEIBEN - Google verrät Geheimnisse!
Ein Abend allein zu Hause, alle Schnulzen in der Videothek schon ausgeliehen, und da kommt er: der Singleblues. Glücklicherweise halten Handy-Nummern heute nicht mehr zu lange – und die Gefahr, aus lauter Verzweiflung Ex-Freunde, Liebschaften und verpasste Chancen anzurufen ist zumindest fürs Erste gebannt.
Aber: Google blinzelt auch hier treuherzig. Nein: Google lacht verführerisch, schnoddrig, vielsagend, leise Versprechen machend, nimmt mich an der Hand und zerrt mich in die Tiefen des Netzes. „Samuel Berger“ - klick – Google-Suche. Ups, doch in Papas Betrieb gelandet – wo er nie hinwollte? Kann mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
Oder die schreckliche Banknachbarin aus der Grundschule? Neben stay-friends finde ich sie samt Foto (ist aber auch dick geworden!) beim Golfclub Aachen wieder.
Auch bei der direkten Bildersuche wurde ich dank Google schon fündig. Auf hackfresse.de Nun ja, da muss nach mir noch jemand gekommen sein, der den Kerl am Ende nicht weniger hasste als ich.
Mein "Physiotherpeut" behauptet übrigens felsenfest, das Googeln seiner Ex-Freundin habe ihn auf eine Porno-Seite geführt.
Wie auch immer. Noch eins: Selbst für versehentliche copy+paste-Aktionen hat Google ein Herz. So habe ich gerade fälschlicherweise „rationales Verlieben“ gegoogelt [etwas, was ich gerade im Selbstversuch erprobe] und bin tatsächlich fündig geworden. Naja, das war ein Ex-Sporttrainer, der im Interview sagte, rationales Verlieben sei unmöglich.
Ich probier es trotzdem. Google wird mir helfen.
Denn es gibt noch viel zu entdecken mit meinem Freund Google.
Ja, ich kenne sogar jemanden, der Google nach eigenen Angaben als seinen persönlichen Psychotherapeuten einsetzt.
Nicht, um entsprechende Beratungsforen zu finden oder auf der Suche nach spezieller Literatur.
Nein, so erzählte mir die betreffende Person vor einiger Zeit, sie stelle alle lebenswichtigen Fragen an Google persönlich. Zweieinhalbtausend Jahre sind vergangen - das Orakel von Delphi lebt!
Zum Beispiel: Google, „was fehlt mir zum Glücklichsein?“ Oder: Google, „wie finde ich den richtigen Mann im Leben? Ob sie die Antworten für bare Münze nimmt, weiß ich nicht. Single ist sie bislang immer noch.



Verfasst: Juni 2006


Kleine Begriffsbestimmung

Kolumne: meist regelmäßig an gleicher Stelle erscheinender, kurzer Artikel einer Zeitung oder Zeitschrift - oft auch "Namenskolumne" eines einzelnen Autors

Glosse: ein kurzer und pointierter, oft satirischer, sarkastischer, spöttisch-polemischer journalistischer Randkommentar in einer Zeitung oder Zeitschrift - in feuilletonistischer Form eingesetzt

1 Comments:

Blogger Mue said...

also ich mag google und hab schon manchen hilfreichen hinweis bekommen ;-)))

Wednesday, July 05, 2006 3:16:00 AM  

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